Ausstellungen

GERT UND UWE TOBIAS

Gert und Uwe Tobias (geb. 1973) gehören zu den bekanntesten Druckgrafik-Künstlern ihrer Generation. In der Vergangenheit hat das Künstlerduo nicht nur die Technik des Holzschnittes für die Gegenwart aktualisiert, sondern darüber hinaus auch ein facettenreiches und vielschichtiges Werk geschaffen, das neben den Holzschnitten auch Collagen, Zeichnungen, Skulpturen sowie Installationen umfasst.

Die von Gert und Uwe Tobias in gemeinsamer Autorschaft geschaffenen Werke entstehen im Spannungsfeld zwischen kulturellem Gedächtnis und individueller Fantasie. So speisen sich ihre Bilder von Bildern aus ganz unterschiedlichen Quellen und Genres: angefangen von kunsthistorischen Motiven über popkulturelle Elemente bis hin zu Motiven der siebenbürgischen Folklore.

Indem sie unterschiedlichste Stile und Traditionsstränge zu Neuem und Unerwartetem zusammen komponieren, setzen die Künstlerbrüder die in kollektiven Symbolen gespeicherten Energien frei und aktualisieren diese vital und ausdrucksstark für die Gegenwart. Die für die Räume der Kunsthalle entwickelte Schau stellt das Schaffen der Zwillingsbrüder und die bislang entstandenen Werkgruppen seit langem einmal wieder im Überblick vor.

 

Kuratorin: Dr. Nicole Fritz

KUNSTSCHÄTZE

Niederösterreich ist nicht nur seit der Altsteinzeit ein von Menschen geprägter Kulturraum. Das Land beherbergt auch eine bedeutende Kunstsammlung von internationalem Rang. Unter dem Titel KUNSTSCHÄTZE VOM BAROCK BIS ZUR GEGENWART AUS NIEDERÖSTERREICH wird eine Auswahl dieser Schätze aus den Landessammlungen Niederösterreich erstmals umfassend in Deutschland gezeigt.

Die Schau konzentriert sich mit über 70 hochkarätigen Werken auf Malerei, Skulptur und Fotografie sowie auf ausgewählte Videoarbeiten. Zwischen dem ältesten Werk, einer großformatigen barocken Altartafel aus dem Jahre 1772 von Martin Johann Schmidt und dem jüngsten Werk, einer konzeptuellen zeitgenössischen Malerei Franziska Maderthaners aus dem Jahr 2021, spannt sich ein Bogen, der die Entwicklung der österreichischen Kunstgeschichte der letzten 250 Jahre erlebbar macht.

 

Eine Ausstellung in Kooperation mit der Landesgalerie Niederösterreich und den Landessammlungen Niederösterreich.

Kurator*innen-Team: Dr. Nicole Fritz, Dr. Gerda Ridler, Dr. Nikolaus Kratzer

 

Künstler*innen der Ausstellung 

Ferdinand Andri, Maria Biljan-Bilger, Herbert Boeckl, Herbert Brandl, Ferdinand Brunner, Gunter Damisch,  Die Damen, Padhi Frieberger, Helene Funke, Gelitin, Anton Hanak, Marcel Houf, Isolde Maria Joham, Hildegard Joos, Johanna Kandl, Oskar Kokoschka, Brigitte Kowanz, Elke Silvia Krystufek, Heinz Leinfellner, Broncia Koller-Pinell, Johann Peter Krafft, Maria Lassnig, Friedrich Loos, Franziska Maderthaner, Joseph Marsteurer, Michael Neder, Hermann Josef Painitz, Sergius Pauser, Helga Philipp,  Margot Pilz, Leo Putz, Arnulf Rainer, Thomas Reinhold, Anton Romako, Robert Russ, Hubert Scheibl, Roman Scheidl, Egon Schiele, Martin Johann Schmidt, Josef Schwaiger, Ferdinand Georg Waldmüller, Erwin Wurm, Michael Wutky

 

Begleitend zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog in deutscher Sprache mit einem Interview von Nicole Fritz und Gerda Ridler.

 

Die Ausstellung wird gefördert von

 

 

Ministerpräsident Winfried Kretschmann übernimmt die Schirmherrschaft der Ausstellung KUNSTSCHÄTZE VOM BAROCK BIS ZUR GEGENWART AUS NIEDERÖSTERREICH

INNENWELTEN

Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, hat zu Beginn des letzten Jahrhunderts das Menschenbild revolutioniert. Seine Idee vom »Unbewussten« wurde zum Motor der europäischen Avantgarde seiner Zeit und wie kein anderer prägte er die Kultur des 20. Jahrhunderts. So hatte seine Vorstellung, dass das menschliche Fühlen, Denken und Handeln stark vom Unbewussten beeinflusst ist, zu Beginn des letzten Jahrhunderts die europaweite Künstlerbewegung des Surrealismus mitbegründet.

Bislang wurde Freuds Einfluss meist anhand künstlerischer Positionen bzw. -strömungen gezeigt. Mit INNENWELTEN wird nun erstmals eine Überblickschau geboten, die anhand von 50 ausgewählten Positionen internationaler Künstler*innen einen Bogen über eine mehr als 100 Jahre andauernde Rezeptionsgeschichte spannt und die Wirkmacht seiner Konzepte auf die Bildende Kunst mit rund 100 Werken in einem sowohl chronologisch als auch thematisch (Traum/Eros und Thanatos/das Unheimliche) angelegten Parcours nachzeichnet.

 

Die Ausstellung spürt der Wechselwirkung der Freud’schen Theorien und der Kunst des 20. Jahrhunderts bis heute nach: Von kreativen Verfahren zu Beginn des letzten Jahrhunderts, die die Untiefen des Unbewussten mittels Collage, Frottage oder Rayogrammen zu materialisieren suchten, über die existenzialistischen Ansätze der Nachkriegszeit bis hin zur Konzeptkunst der 1980er Jahre und zu feministischen Positionen der Postmoderne, die das Erbe des Denkmeisters der Psychoanalyse in der Sprache der Kunst mitunter auch kritisch reflektieren. Im Rückgriff auf das Freud’sche Leitmotiv des Unheimlichen machen Künstlerinnen und Künstler seit den 1990er Jahren bis heute dieses für die Gegenwartsbeschreibung produktiv und führen angesichts einer von Krisen und Zerstörung geprägten Gegenwart in ihren Werken vermehrt verdrängte, verstörende Aspekte unserer Wirklichkeit vor Augen.

Die Ausstellung und das Katalogbuch sowie unser umfassendes Rahmenprogramm inspirieren zu einem vertieften Blick auf die eigene Innenwelt. Darüber hinaus machen sie aber auch bewusst, in welcher Wechselwirkung wir zu Anderen stehen und dass wir als Einzelne nicht zuletzt auch die Gesellschaft als Ganzes mitprägen.

 

Eine Ausstellung der Kunsthalle Tübingen in Kooperation mit dem Sigmund Freud Museum, Wien.

Kuratorinnen: Dr. Nicole Fritz und Monika Pessler

mit freundlicher Unterstützung der Sammlung Klewan

 

Künstler*innen der Ausstellung:

Herbert Bayer, Hans Bellmer, Joseph Beuys, Louise Bourgeois, Victor Brauner, Barbara Breitenfellner, Günter Brus, Heidi Bucher, Gregory Crewdson, Salvador Dalí, Giorgio de Chirico, Paul Delvaux, Maya Deren, Max Ernst, Richard Gerstl, Alberto Giacometti, Walter Gramatté, Julie Hayward, Birgit Jürgenssen, William Kentridge, Käthe Kollwitz, Oskar Kokoschka, Juro Kubicek, Rachel Lachowicz, Robert Longo, René Magritte, André Masson, Hermann Nitsch, Richard Oelze, Hans Op de Beeck, Meret Oppenheim, Man Ray, Arnulf Rainer, Markus Schinwald, Nadja Schöllhammer, Esther Shalev-Gerz, Sammlung Helmut Klewan, Cindy Sherman, Haim Steinberg, Hermann Struck, Raoul Ubac, Umbo, Raphaela Vogel, Kay Walkowiak, Jeff Wall, Franz West, Francesca Woodman, Thomas Zipp, Heimo Zobernig

 

 

Die Ausstellung wird gefördert von

DANIEL RICHTER

Daniel Richter (1962) zählt zu den bedeutendsten Malern seiner Generation. Über die letzten drei Jahrzehnte hat der heute in Berlin und Wien lebende Künstler mit einer unermüdlichen schöpferischen Kraft und Experimentierfreudigkeit ein großes Œuvre geschaffen.

Der vitale und vielschichtige Bilderstrom Daniel Richters speist sich sowohl aus bestehenden Bilderwelten als auch aus inneren Imaginationen – er ist subjektiv und kollektiv zugleich. Indem Richter Versatzstücke der Populärkultur, der Medien und Stilelemente der Kunstgeschichte emotional auflädt, führt er den expressionistischen Unmittelbarkeitsgestus auf konzeptuelle Art und Weise weiter und befragt die Möglichkeiten der Malerei jenseits stilistischer Festschreibungen immer wieder neu.

Die retrospektiv angelegte Schau der Kunsthalle Tübingen stellt das Schaffen Daniel Richters – in seinen Haupt- und Nebenwegen – erstmals seit vielen Jahren wieder in Deutschland im Überblick aus. Die Ausstellung entsteht in engem Austausch mit dem Künstler und wird eigens für die Räume der Kunsthalle Tübingen entwickelt.

 

Kuratorin: Dr. Nicole Fritz

SISTERS & BROTHERS

Wir alle sind in Familien aufgewachsen und auch wenn wir diese als Heranwachsende verlassen, bleiben wir meistens weiterhin mit unserer Ursprungsfamilie in Kontakt. Was wir in unserer ›Familie‹ erleben, ob wir Einzelkinder sind oder Geschwister haben, hat Auswirkungen auf unser gesamtes Leben. Überraschenderweise jedoch wurde die längste und nicht selten intensivste Beziehung im Leben eines Menschen – die Geschwisterbeziehung – bislang in den Wissenschaften kaum erforscht und noch nie zum Thema einer Ausstellung gemacht. Mit SISTERS & BROTHERS. 500 JAHRE GESCHWISTER IN DER KUNST dokumentiert die Kunsthalle Tübingen das facettenreiche Thema der Geschwisterbeziehung in der bildenden Kunst erstmals umfassend mit rund 100 Werken.

Aus kulturhistorischer Perspektive machen die gezeigten Gemälde, Skulpturen, Objekte und Videos die Veränderung der Geschwisterdarstellungen vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart anhand eines chronologischen Parcours anschaulich. Dieser führt vom schönen Schein der Genremalerei über das romantische und bürgerliche Geschwisterbild bis zu Darstellungen der Gegenwart. Gerade die zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstler brechen die historischen Geschwisterdarstellungen in ihren Werken heute nicht nur ironisch, sondern unternehmen darüber hinaus eigene »Tiefenbohrungen«, die auch die herausfordernden Seiten in den Beziehungen von Geschwistern ausleuchten. Nicht zuletzt zeigen sie, dass das Thema auch Zukunftspotential birgt.

Ob Zwillinge, Geschwister, Stiefgeschwister oder Geschwister im Geiste, wer mit anderen aufwächst, ist konfliktfähig und übt sich meist früh in Fürsorge und Solidarität – kurz der oder die erwirbt sich wichtige Schlüsselqualifikationen für ein menschliches Miteinander.

Begleitend zur Ausstellung entsteht ein umfangreicher interdisziplinärer Katalog mit Beiträgen von Tilman Allert, Nicole Fritz, Tilo Grabach, Zita Hartel, Bernd M. Meyer, Sabine Wienker-Piepho. Die Publikation leistet einen wichtigen Auftakt für eine längst überfällige, fundierte Analyse von Geschwistern in unserer Gesellschaft.

Die Ausstellung wird anschließend vom Lentos Kunstmuseum Linz, Österreich übernommen.

 

Konzept und Kuration: Dr. Nicole Fritz

Kuratorische Assistenz: Zita Hartel und Lisa Maria Maier

Eine Ausstellung der Kunsthalle Tübingen in Kooperation mit Lentos Kunstmuseum Linz

 

Künstler*innen der Ausstellung
Nevin Aladağ, Joseph Beuys, Miriam Cahn, Eugène Carrière, Gustave Courbet, Otto Dix, VALIE EXPORT, Asana Fujikawa, Julie Hayward, Erich Heckel, Christine und Irene Hohenbüchler, Christian Jankowski, Alexej von Jawlensky, Hanns Ludwig Katz, Heinrich Kühn, August Macke, Nicholas Nixon, Idowu Oluwaseun, Helga Paris, Joanna Piotrowska, Emy Roeder, Anton Romako, Karl Schmidt-Rottluff, Thomas Schütte, Moritz von Schwind, Cindy Sherman, David Sulzer, Gert & Uwe Tobias, Erwin Wurm, Georg Friedrich Zundel, u. a.

 

 

Gefördert von:

 

 

 

 

In Kooperation mit dem

Christian Jankowski

Christian Jankowski zählt zu den einflussreichsten Aktions- und Konzeptkünstlern seiner Generation. Insbesondere mit seinen subversiven Performances und Aktionen überrascht er die internationale Kunstwelt bis heute immer wieder von neuem. Seinen unverwechselbaren künstlerischen Ansatz einer systemischen, gesellschaftsbezogenen Praxis entwickelte der 1968 in Göttingen geborene Künstler auch als Reaktion auf die Kontext-Kunst der 1990er Jahre.

Prägend waren für Jankowski, der Anfang der 1990er Jahre in Hamburg studierte, zum einen die partizipatorischen Werkaktivierungen eines Franz Erhard Walther wie auch der `Bildverweigerer´ Stanley Brouwn, der wie Franz Erhard Walther den Kunstbegriff auf die Betrachtenden hin erweiterte. Darüber hinaus beeinflusst haben Jankowski aber auch Martin Kippenberger und Werner Büttner, die gesellschaftspolitische Themen subversiv-ironisch in Bild und Wort dekonstruierten.

Bereits als Student sorgte Jankowski mit Aktionen wie Die Jagd (1992) für Aufsehen, als er in archaischer Manier Lebensmittel mit Pfeil und Bogen im Supermarkt erlegte. Seine Jagd zwischen den Supermarktregalen machte den damals 23-jährigen sozusagen über Nacht bekannt. In seinen frühen Performances und Videos trat er nicht selten selbst als Protagonist auf, um das rationale Bewusstsein zu irritieren und das Publikum mit Werken wie Mein Leben als Taube (1996) im wahrsten Sinne des Wortes wieder zu verzaubern.

Um die Jahrtausendwende weitete Jankowski seine Kunst dann auf gesellschaftliche Systeme der Religion, der Politik und der Unterhaltungsindustrie aus. Er selbst blieb als Bildgestalter zunehmend im Hintergrund. Stattdessen bediente sich der Künstler vielmehr an bestehenden medialen Formaten und ihren Produktionsabläufen, um Routinen der jeweiligen Profession deutlicher vor Augen zu führen. TV-Priester, Politiker oder Wahrsagerinnen wurden von Jankowski in Kollaborationen verwickelt und so freiwillig, mitunter aber auch unbewusst, zu Mitspieler*innen. Diese Aneignungs-Strategie kulminierte 2011 schließlich in Casting Jesus (2011), bei der er Vertreter des Vatikans dazu brachte, im Format einer Casting Show den besten Jesus zu küren.

Unter dem Titel I WAS TOLD TO GO WITH THE FLOW stellt die große Werkschau in der Kunsthalle Tübingen das umfangreiche Œuvre Jankowskis – das neben Filmen auch Fotografie, Skulptur und Malerei umfasst – im Überblick vor. Die Metapher des reisenden Künstlers führt dabei mitten ins Herz der künstlerischen Praxis von Jankowski. So ist das Reisen nicht nur konstanter Bestandteil seines Lebens, sondern auch seiner DNA als Künstler förmlich eingeschrieben. Mit der Distanz des Forschenden begegnet Jankowski auch der eigenen Kultur. Die Ausstellung lädt ein, unsere Lebenswelt, Geschichte, Medien und die Kunst mit neuen Augen zu sehen.

Begleitend zur Überblicksschau in der Kunsthalle Tübingen erscheint darüber hinaus ein umfangreiches Katalogbuch mit Beiträgen von Karen van den Berg und Oobah Butler, das alle Werke des Künstlers von 2014 bis 2022 umfasst.

 

Kuratorin:

Dr. Nicole Fritz

 

Kuratorische Assistenz:

Lisa Maria Maier

 

Begleitend zur Überblicksschau in der Kunsthalle Tübingen erscheint der umfangreiche Katalog TRAVELING ARTIST mit Beiträgen von Karen van den Berg und Oobah Butler, das alle Werke des Künstlers von 2014 bis 2022 umfasst.

Karin Sander

KARIN SANDER hat über die letzten vier Jahrzehnte einen sehr eigenen künstlerischen Standpunkt in der Tradition des Postminimalismus entwickelt. Sie bricht die rigide Haltung der Konzeptkunst der 1960er Jahre auf und erweitert diese um sensuell prozesshaft-partizipatorische Ansätze.

Mit seismografischem Gespür reagiert sie auf alltägliche, architektonische, institutionelle oder gesellschaftliche Gegebenheiten und verändert diese mit subtilen Eingriffen. So poliert sie zum Beispiel Bilder in die Wand hinein, indem sie die Quadratur der konventionellen Platzierung an der Wand zu einem Spiegel der Umgebung macht. Oder sie bricht die Symbolik der Darstellung eines Objekts im musealen Raum, wie beispielsweise bei der Serie der Kitchen Pieces, bei der anstelle des Vanitas Stilllebens die anwesende Frucht vor unseren Augen vergeht.

Immer entfalten ihre Werke, die formal die Strenge des Minimalismus atmen, auch eine unerwartete Poesie. An die Prämisse der MINIMAL ART anknüpfend kommt der Wahrnehmung des Betrachters eine große Rolle zu. Indem wir ihre Arbeiten nicht nur zu Ende denken, sondern auf diese mit allen Sinnen reagieren, realisiert Karin Sander nicht zuletzt die Utopie der MINIMAL ART, um unsere Wahrnehmung zu objektivieren und in eine schematische Klarheit und Logik zu bringen.

Ausstellungen von Karin Sander wurden unter anderem im Museum of Modern Art in New York und San Franzisco, im Whitney Museum in New York oder im Museum of Contemporary Art Osaka gezeigt und ihre Arbeiten vielfach ausgezeichnet.

 

Kuratiert von Nicole Fritz

 

 

BROSCHÜRE  ZUR AUSSTELLUNG

Annett Zinsmeister

Im Rahmen ihrer AUSSER HAUS-Projekte lädt die Kunsthalle Tübingen in loser Folge Künstlerinnen und Künstler ein, auf den öffentlichen Raum in Tübingen zu reagieren. Als zweites Projekt in der Reihe ist die Berliner Künstlerin Annett Zinsmeister der Einladung der Kunsthalle Tübingen gefolgt und AUSSER HAUS gegangen. Entstanden ist die spektakuläre Fassadenarbeit INSIDE_OUT. Diese reagiert auf die Hochhaus-Architektur aus den 1960er Jahren gegenüber der Kunsthalle und macht diese zu einem echten `Hingucker´.

Zinsmeister ist für ihre aufsehenerregenden räumlichen Interventionen bekannt, bei denen sie Strukturen aus dem Außenraum, wie beispielsweise die Fassadenmodule eines Plattenbaus, in Innenräume hineinprojiziert und damit neue, überraschend-irreale Raumerlebnisse kreiert. Mit ihrer neuen Arbeit INSIDE_OUT verfährt sie genau umgekehrt und holt das Rauminnere des markanten Wohnhochhauses vis-à-vis der Kunsthalle nach außen. Mit drei monumentalen Visuals für die Außenfassade des Wohnblocks macht sie die außergewöhnliche achteckig geformte Architektur aus den 1960er Jahren aus einer neuen und ungewöhnlichen Perspektive sichtbar und erlebbar: inside_out.

Annett Zinsmeister beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Arbeit umfassend mit dem Thema Raum: mit der Stadt und dem öffentlichen Raum, mit der Architektur und dem privaten Raum, mit digitalen Medien und dem virtuellen Raum. Sie fragt nach den Grenzen dieser Räume, nach deren Konstruktion und Kulturgeschichte, nach deren Erscheinung und Darstellung und unserer Wahrnehmung von Raum, die sie mit ihren großformatigen Installationen immer wieder aufs Neue auf die Probe stellt.

Wie gehen wir um mit unseren Räumen, dem Innen und Aussen, mit Privatheit und Öffentlichkeit insbesondere in Zeiten der Pandemie, die ein neues Schlaglicht auf die Arbeiten der Künstlerin wirft. Ihre Fassadenarbeit kann auch als eine Metapher für die durch Corona ausgelösten gesellschaftlichen Transformationen gelesen werden. Indem Annett Zinsmeister im wahrsten Sinne des Wortes das Innere nach Außen stülpt und für das bislang Unsichtbare sensibilisiert, regt ihre Installation nicht zuletzt zum Nachdenken an: über das Verhältnis von Mensch und Umwelt, über Raum zwischen Realität und Fiktion, analog und digital, zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit.

 

Kuratorin: Dr. Nicole Fritz

MARINA ABRAMOVIĆ

MARINA ABRAMOVIĆ fasziniert mit Performances, Filmen und zuletzt dem Opernprojekt 7 Deaths of Maria Callas weltweit ihr Publikum. Weniger bekannt ist, dass die Pionierin der PERFORMANCE ART in ihrer Anfangszeit in den 1970er Jahren bis ins Jahr 2000 auch in Tübingen, in der Galerie Ingrid Dacić, zu Gast war. Die Ausstellung der Kunsthalle Tübingen widmet sich jetzt erstmals den spirituellen Aspekten im Werk von Marina Abramović.

An die Tradition der europäischen Mystik anknüpfend, hat Marina Abramović in den letzten fünf Jahrzehnten ihres Schaffens einen undogmatischen, individuellen Zugang zum Transzendenten entwickelt, der die religiösen Traditionen um schamanistische, alchemistische und buddhistische Elemente erweiterte. Die von Nicole Fritz in enger Zusammenarbeit mit Marina Abramović und ihrem Studio kuratierte Ausstellung in der Kunsthalle Tübingen widmet sich erstmals den spirituellen Aspekten im Werk der Künstlerin und folgt ihrem Rite de Passage – ihrer Reise ins eigene Innere – an ausgewählten Hauptwerken. Am Ende ihrer Entwicklung steht die im wahrsten Sinne des Wortes selbstbewusste Künstlerin, engagierte Impulsgeberin und charismatische Performance-Lehrerin Marina Abramović, die ihre Erfahrungen in Workshops und dem von ihr gegründeten Marina Abramović Institute (MAI) weitergibt, um das Publikum in kollektiven Übungen über die Kunst wieder mit sich selbst in Kontakt zu bringen.

Zur Ausstellung erscheint ein umfassender Katalogband (Deutsch/Englisch) mit interdisziplinären Beiträgen von: Erich Ackermann, Hartmut Böhme, Jeannette Fischer, Nicole Fritz, Antje von Graevenitz, Volker Leppin und Bernhard Pörksen.

Kuratiert von Nicole Fritz in enger Zusammenarbeit mit Marina Abramović und ihrem Studio

 

Die Ausstellung wird gefördert von

 

Medienpartner:

 

 

Wer malt denn da?

1941 hat Konrad Zuse den ersten Computer gebaut. Damals war dies eine Maschine – keiner dachte an Kunst. Heute schreiben Computer Musikstücke und humanoide Roboterwesen wie Aida fertigen Porträts von Menschen an und malen Landschaftsbilder. Die künstliche Intelligenz hat längst auch Einzug in die Ateliers gehalten und wird die Kunst und ihre Produktion massiv verändern. Zu welchen faszinierenden Ergebnissen es führen kann, wenn künstliche Intelligenz in die Welt der Kunst einzieht, zeigen die neuesten computergenerierten Werke der Tübinger KI-Medienkünstlergruppe Lunar Ring.

Deren aus unterschiedlichen Sparten stammende -Mitglieder Mirko Franjic, Niklas Fricke, Alexander Loktyushin und Johannes Stelzer erforschen die künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten der KI-Technologie.

Für die Ausstellung Herzstücke hat Lunar Ring auf Grundlage von Meisterwerken aus der Kunsthalle Emden neue visuelle Phänomene generiert: Mittels eines KI-Verfahrens, das auf Neural Style Transfer aufbaut, werden die in der Ausstellung chronologisch präsentierten Werke der Sammlung zu neuen Visuals verknüpft. Gleich einem Bewusstseinsstrom spiegelt uns die Medienarbeit 1902-2012 damit den roten Faden der expressiven Kunst von den Expressionisten, über die Cobra- und Spur-Künstler bis zu den jungen Wilden der 1990er Jahre wieder. Die auf diese Art und Weise im wahrsten Sinne des Wortes mittels Technik „verflüssigte“ Malerei von Max Pechstein, Asger Jorn oder Salomé erhält nicht nur eine atmende Präsenz, sondern scheint auch ein Eigenleben zu entwickeln, das nicht zuletzt die Magie selbstlernender Systeme auf faszinierende Art und Weise anschaulich macht.

Darüber hinaus werden unter dem Titel Wer malt denn da? Kinderbilder, die in Workshops der Kunsthalle Tübingen entstanden sind und während der Ausstellung entstehen, zu neuen Visuals verknüpft.  Vor unseren Augen verschmelzen die Kinderbilder in Echtzeit zu immer neuen abstrakten Form- und Farbkompositionen. Es entsteht ein digitaler Bilderstrom, der ins Unendliche fortgesetzt werden kann und nicht nur Kinder in seinen Bann zieht.

 

Kuratiert von Dr. Nicole Fritz

 

Das Projekt wird unterstützt von