INNENWELTEN

Sigmund Freud und die Kunst

28.10.2023 - 03.03.2024

Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, hat zu Beginn des letzten Jahrhunderts das Menschenbild revolutioniert. Seine Idee vom »Unbewussten« wurde zum Motor der europäischen Avantgarde seiner Zeit und wie kein anderer prägte er die Kultur des 20. Jahrhunderts. So hatte seine Vorstellung, dass das menschliche Fühlen, Denken und Handeln stark vom Unbewussten beeinflusst ist, zu Beginn des letzten Jahrhunderts die europaweite Künstlerbewegung des Surrealismus mitbegründet.

Bislang wurde Freuds Einfluss meist anhand künstlerischer Positionen bzw. -strömungen gezeigt. Mit INNENWELTEN wird nun erstmals eine Überblickschau geboten, die anhand von 50 ausgewählten Positionen internationaler Künstler*innen einen Bogen über eine mehr als 100 Jahre andauernde Rezeptionsgeschichte spannt und die Wirkmacht seiner Konzepte auf die Bildende Kunst mit rund 100 Werken in einem sowohl chronologisch als auch thematisch (Traum/Eros und Thanatos/das Unheimliche) angelegten Parcours nachzeichnet.

 

Die Ausstellung spürt der Wechselwirkung der Freud’schen Theorien und der Kunst des 20. Jahrhunderts bis heute nach: Von kreativen Verfahren zu Beginn des letzten Jahrhunderts, die die Untiefen des Unbewussten mittels Collage, Frottage oder Rayogrammen zu materialisieren suchten, über die existenzialistischen Ansätze der Nachkriegszeit bis hin zur Konzeptkunst der 1980er Jahre und zu feministischen Positionen der Postmoderne, die das Erbe des Denkmeisters der Psychoanalyse in der Sprache der Kunst mitunter auch kritisch reflektieren. Im Rückgriff auf das Freud’sche Leitmotiv des Unheimlichen machen Künstlerinnen und Künstler seit den 1990er Jahren bis heute dieses für die Gegenwartsbeschreibung produktiv und führen angesichts einer von Krisen und Zerstörung geprägten Gegenwart in ihren Werken vermehrt verdrängte, verstörende Aspekte unserer Wirklichkeit vor Augen.

Die Ausstellung und das Katalogbuch sowie unser umfassendes Rahmenprogramm inspirieren zu einem vertieften Blick auf die eigene Innenwelt. Darüber hinaus machen sie aber auch bewusst, in welcher Wechselwirkung wir zu Anderen stehen und dass wir als Einzelne nicht zuletzt auch die Gesellschaft als Ganzes mitprägen.

 

Eine Ausstellung der Kunsthalle Tübingen in Kooperation mit dem Sigmund Freud Museum, Wien.

Kuratorinnen: Dr. Nicole Fritz und Monika Pessler

mit freundlicher Unterstützung der Sammlung Klewan

 

Künstler*innen der Ausstellung:

Herbert Bayer, Hans Bellmer, Joseph Beuys, Louise Bourgeois, Victor Brauner, Barbara Breitenfellner, Günter Brus, Heidi Bucher, Gregory Crewdson, Salvador Dalí, Giorgio de Chirico, Paul Delvaux, Maya Deren, Max Ernst, Richard Gerstl, Alberto Giacometti, Walter Gramatté, Julie Hayward, Birgit Jürgenssen, William Kentridge, Käthe Kollwitz, Oskar Kokoschka, Juro Kubicek, Rachel Lachowicz, Robert Longo, René Magritte, André Masson, Hermann Nitsch, Richard Oelze, Hans Op de Beeck, Meret Oppenheim, Man Ray, Arnulf Rainer, Markus Schinwald, Nadja Schöllhammer, Esther Shalev-Gerz, Sammlung Helmut Klewan, Cindy Sherman, Haim Steinberg, Hermann Struck, Raoul Ubac, Umbo, Raphaela Vogel, Kay Walkowiak, Jeff Wall, Franz West, Francesca Woodman, Thomas Zipp, Heimo Zobernig

 

 

Die Ausstellung wird gefördert von

DANIEL RICHTER

06.05.2023 - 03.10.2023

Daniel Richter (1962) zählt zu den bedeutendsten Malern seiner Generation. Über die letzten drei Jahrzehnte hat der heute in Berlin und Wien lebende Künstler mit einer unermüdlichen schöpferischen Kraft und Experimentierfreudigkeit ein großes Œuvre geschaffen.

Der vitale und vielschichtige Bilderstrom Daniel Richters speist sich sowohl aus bestehenden Bilderwelten als auch aus inneren Imaginationen – er ist subjektiv und kollektiv zugleich. Indem Richter Versatzstücke der Populärkultur, der Medien und Stilelemente der Kunstgeschichte emotional auflädt, führt er den expressionistischen Unmittelbarkeitsgestus auf konzeptuelle Art und Weise weiter und befragt die Möglichkeiten der Malerei jenseits stilistischer Festschreibungen immer wieder neu.

Die retrospektiv angelegte Schau der Kunsthalle Tübingen stellt das Schaffen Daniel Richters – in seinen Haupt- und Nebenwegen – erstmals seit vielen Jahren wieder in Deutschland im Überblick aus. Die Ausstellung entsteht in engem Austausch mit dem Künstler und wird eigens für die Räume der Kunsthalle Tübingen entwickelt.

 

Kuratorin: Dr. Nicole Fritz